19 Mär 2023 05:00PM - 07:00PM Zilien-Lounge für Eltern |
28 Apr 2023 02:00PM - 01:00PM Patientenkongress KS & PCD 2023 |
Das Kartagener Syndrom (KS) ist eine Untergruppe der seltenen Erkrankung Primäre Ciliäre Dyskinesie (PCD). Menschen mit einem Kartagener Syndrom haben dieselben Symptome wie jene mit PCD, zusätzlich aber noch seitenvertauschte Organe.
Im ganz frühen Embryonalstadium wird die Ausrichtung der Organe im Körper festgelegt, z.B. dass das Herz nach links gerichtet ist und der Blinddarm rechts. Diese Ausrichtung ist abhängig von der Funktion eines Ciliums. Weil dieses bei PCD nicht richtig funktioniert, ist es dem Zufall überlassen, ob die Organe im Körper normal ausgerichtet sind oder seitenverkehrt. Folglich ist die Chance etwa 50%, dass die Ausrichtung der Organe seitenverkehrt ist. Somit hat etwa jeder 2.Betroffene mit PCD ein Kartagener Syndrom.
Alle Symptome und Behandlungsformen für PCD gelten auch für KS-Patienten und sind auf der Seite „Was bedeutet PCD?“ zu finden.
Die seitenvertauschten Organe führen in der Regel zu keinen spezifischen Symptomen, die medizinisch zu behandeln sind. Einzig bei einem Unfall oder einem medizinischen Notfall ist es wichtig, die behandelnden Ärzte auf den Situs inversus hinzuweisen.
Genetik: Vererbung der PCD
Der Begriff primär im Namen Primäre Ciliäre Dyskinesie steht für angeboren. Das bedeutet, dass es sich bei der PCD um eine Erbkrankheit handelt, genauer gesagt um eine Gruppe von Erkrankungen, für die eine Dysfunktion der Flimmerhärchen (Cilien) charakteristisch ist. An dem koordinierten Cilienschlag des menschlichen Flimmerepithels sind ca. 250 Proteine beteiligt. Jedes dieser 250 Proteine wird durch ein Gen codiert. Mutationen in jedem dieser 250 Gene könnten eine PCD bewirken. Das erklärt auch, dass PCD sehr unterschiedliche Ausprägungen haben kann. Bisher sind bereits mehr als 20 PCD-verursachende Gene identifiziert, allerdings gibt es immer noch zahlreiche Varianten der PCD, deren genetische Ursache noch nicht gefunden wurde.
Bei PCD handelt es sich in der Regel um einen rezessiven Erbgang
Jeder Mensch besitzt von jedem Gen, also auch von den 250 Genen, die dem koordinierten Cilienschlag zu Grunde liegen, zwei Kopien, eine von der Mutter, die andere vom Vater. Für jedes dieser 250 Gene gilt:
|
|
Ist eines der beiden Gene verändert (=mutiert) und erhält das Kind entweder von der Mutter oder vom Vater ein mutiertes Gen, aber vom zweiten Elternteil ein unverändertes Gen, ist das Kind ebenfalls gesund. Dieser Vererbungsgang wird rezessiv (zurücktretend) genannt und bedeutet, dass das unveränderte Gen die volle Funktion übernimmt, das mutierte Gen wird nicht beachtet. Das Kind ist gesund, gleichzeitig aber Merkmalsträger. Sind beide Gene, die das Kind von den Eltern erhält, mutiert, hat das Kind eine PCD. Aus Partnerschaften, in denen beide Eltern Merkmalsträger eines fehlerhaften Gens sind, besteht bei jeder Schwangerschaft eine Wahrscheinlichkeit von 25%, ein PCD-Kind zu bekommen. |
Die Symptome, die bei PCD Patienten im HNO Bereich auftreten können sind:
*Zusammenfassung Vortrag von Dr. Koitschev in Nürnberg 2015.
lesen Sie hier den gesamten Vortrag: PCD - wie kann der HNO-Arzt helfen?
PCD-Diagnostik
Da es sich bei der PCD um eine Gruppe von Erkrankungen mit unterschiedlichen strukturellen und/oder funktionellen Zilienstörungen handelt, die auch unterschiedliche genetische Ursachen haben, ist die Diagnostik sehr komplex.
Einen ersten Hinweis auf Vorliegen einer PCD kann die nasale NO-Messung liefern. Beim gesunden Menschen liegt die NO-Konzentration (Stickstoffoxid-Konzentration) der ausgeatmeten Luft bei mehreren 100 bis 1000 ppb. Bei Patienten mit PCD sind diese Werte signifikant niedriger. Die Ursache dieser verminderten nasalen NO-Produktion ist noch nicht aufgeklärt.
Die nasale NO-Messung allein ist für die Diagnosestellung nicht ausreichend. Zur weiterführenden Diagnostik sollte zeitnah eine Zilienfunktionsanalyse durchgeführt werden. Dazu werden Zilien aus dem respiratorischen Epithel gewonnen. Mittels einer Hochfrequenzvideomikroskopieanalyse (HVMA) kann die Zilienaktivität qualitativ und
quantitativ hinsichtlich Schlagmuster und –frequenz analysiert werden.
Bei auffälligem Befund wird dann zusätzlich eine transmissionselektronenmikroskopische Analyse (TEM) der Ultrastruktur und eine hochauflösende immunfluoreszenzmikroskopische Analyse (IF) der Zilien durchgeführt.
Zur eindeutigen Diagnosesicherung ist eine genetische Analyse sinnvoll. Inzwischen kann etwa bei 50% aller PCD-Patienten die genetische Ursache nachgewiesen werden.
Die 2013 erschienene Publikation Diagnostik der primären ziliären Dyskinesie wird mit freundlicher Genehmigung der Springer Verlag GmbH als Volltextdokument hinterlegt.
Quelle: T. Nüßlein / F. Brinkmann / P. Ahrens / M. Ebsen / A. Jung / W. Kirchberger / A. Kneißl / C. Koerner-Rettberg / H. Linz-Keul / N. T. Loges / D. Theegarten / H. Seithe / J. Sendler / C. Werner / H. Omran:
Diagnostik der primären ziliären Dyskinesie, Monatsschrift Kinderheilkunde 5 2013, Seite 406 ff. Online publiziert: 28. April 2013
Physiotherapie
Durch einen primären genetischen Defekt funktioniert die Bewegung der Flimmerhärchen in den unteren und oberen Atemwegen nicht oder nicht ausreichend.
In den Nasenhöhlen und in den Bronchien bleibt das Sekret und bietet einen ausgezeichneten Nährboden für Keime.
Eine intensive Inhalations- und Atemphysiotherapie ist ab Diagnosestellung sinnvoll.
19 Mär 2023 05:00PM - 07:00PM Zilien-Lounge für Eltern |
28 Apr 2023 02:00PM - 01:00PM Patientenkongress KS & PCD 2023 |